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Sparkassenstiftung: Kulturförderpreis geht an das Atelier „Molemol“ der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt

Geschrieben am: 22. Februar 2023

Der mit 2.500 Euro dotierte Kulturförderpreis 2022 geht an das Atelier „Molemol“ der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt. Das teilt die Kulturstiftung der ehemaligen Kreissparkasse Rhein-Pfalz mit. Der Kulturförderpreis wird jährlich vergeben an Personen oder Organisationen, die sich im kulturellen Bereich besonders fokussieren. Mit der Auszeichnung würdigt die Sparkassenstiftung das umfangreiche und vielfältige Kreativangebot des Förderateliers für Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten. Der Preis wurde am 14.2.2023 vom Landrat des Rheinpfalzkreises, Clemens Körner, in der Wohnstätte Schifferstadt an das Atelier Molemol übergeben. Alle Atelierkünstler*innen waren zur Preisübergabe anwesend und nahmen mit Freude im Rahmen einer Feierstunde diesen Preis entgegen.

Seit 2007 gibt es bei der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt eine regelmäßig stattfindende Malgruppe, die von rund 80 erwachsenen Menschen mit Behinderung besucht wird. Die Lebenshilfekünstler*innen nehmen seit 2008 erfolgreich an regionalen und überregionalen Ausstellungen, inklusiven Kunstprojekten und Wettbewerben teil. Mit der Leitung der Gruppen ist seit Beginn ein regionaler Künstler betraut.

Dr. Karin Bury, Malerin und Kunsthistorikerin aus Schifferstadt, begleitet seit 2010 das gesamte Kreativangebot, das inzwischen auf zwei Malgruppen, ein zusätzliches Kreativangebot für Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung und eine Keramikwerkstatt erweitert wurde.

2015 eröffnete auf ausdrücklichen Wunsch der Bewohner außerdem das Atelier Molemol – ein Förderangebot für besonders künstlerisch begabte und interessierte Erwachsene.

Das Atelier bietet bis zu 10 Menschen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit, sich in zwei kleinen Teams ohne Produktions- und Erfolgsdruck – individuell betreut – künstlerisch zu entfalten. Unser Arbeitsbereich in der Speyerer Herdstraße 1 bildet einen geschützten, wettbewerbsfreien Rahmen für alle kreativen Aktivitäten. Gemeinsame Ausstellungsbesuche und die Auseinandersetzung mit kunstgeschichtlichen Themen in Leichter Sprache runden das Angebot ab. Seit 2017 unterstützt Dr. Hubert Glomb, Autor und Künstler aus Schifferstadt, ehrenamtlich mit Rat und Tat die Arbeit im Atelier Molemol.

Ziel unseres inklusiven Schaffens ist die unvoreingenommene Vernetzung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung mit den Mitteln der Kunst. Wir als Ateliergemeinschaft wollen mit unseren Ausstellungen und Aktionen, eigenen Publikationen und Kooperationen auf die Belange von Menschen mit Behinderung aufmerksam machen und zugleich einen Dialograum für ein gleichberechtigtes Miteinander schaffen, in dem gegenseitiger Respekt, Akzeptanz und ein ehrliches Interesse am Gegenüber gedeihen können.

Wir wollen uns dafür einsetzen, dass die Kunst von Menschen mit Behinderung gleichberechtigt neben „normaler Kunst“ betrachtet wird, ganz ohne die zur Klassifizierung gängigen Begriffe wie „Outsider Art“, „Deviante Kunst“ oder „Art Brut“.

Diese Begriffe sind gewiss gut gemeint, doch sie stigmatisieren und weisen der Arbeit von Künstler*innen mit Behinderung eine Randstellung zu, die sie nicht verdient.

Die Arbeit im Atelier Molemol ist ausdrücklich kein Therapieangebot, in dem es gilt, Defizite auszugleichen oder psychische Störungen zu beheben. Dies ist insofern sehr wichtig, da alle Teilnehmenden durch ihre unterschiedlichen körperlichen und kognitiven Einschränkungen ohnehin gezwungen sind, therapeutische Maßnahmen zu besuchen.

 

Foto: Klaus Venus